Grundschule feiert kommendes Wochenende 100-jähriges Bestehen / Chronik gibt Überblick über Ereignisse
Sandhausen. Die Grundschule in Sandhausen wird 100 Jahre alt und feiert ihren Geburtstag am kommenden Wochenende, 24. und 25. Juni. Für alle Ehemaligen, Zukünftigen, Freunde und Förderer der Schule, für die Einwohner Sandhausens – eigentlich für alle – hat das jetzige Kollegium um Schulleiterin Christine Johannes mit den Schülern ein buntes Programm auf die Beine gestellt. Ein Höhepunkt wird mit Sicherheit das historische Klassenzimmer sein, in dem weit zurück in die Vergangenheit geguckt werden darf.
Die Schule in Sandhausen hat nämlich eine ganz tolle Schulchronik, die mittlerweile drei Bände umfasst. Schulleiterin Christine Johannes und Gustav von Oehsen, der zusammen mit Reelf Menkhoff die alten Schriften übersetzte, gewährten einen ersten Einblick. Zudem sammelt die Schule seit Wochen Relikte der Vergangenheit, um den Schulalltag von einst darzustellen. Lederranzen und das erste Lesebuch sind nur eine Auswahl.
Viele Geschichten birgt die Schulchronik, es ist eigentlich mehr ein Geschichtsbuch mit örtlichem Bezug zu Sandhausen. So berichtet Lehrer Hermann Ropeter 1938 von einer Störung im Schulbetrieb. Klassen müssen zusammengelegt werden, ganz modern ist von einer Halbtagsschule die Rede. Allerdings ging’s um einen halben Vormittag, also lediglich zwei Stunden Unterricht. Der Grund war die Beurlaubung von Herrn Schröder in Freißenbüttel, die Folgen stellte der Nachfolger Ropeters, Lehrer Erwin Rahmeyer, 1939 fest: “Über die Hälfte aller Kinder sind Sitzenbleiber. Im Rechenunterricht bin ich gezwungen im vierten und fünften Jahrgang noch einmal den Stoff aus dem dritten Jahrgang durchzunehmen.” Ropeter berichtet häufig über das Wetter. “Das Vieh hat kein Futter. Die Obstblüte ist zum größten Teil verfroren”, schreibt er im Mai. Im Juni fällt das Thermometer von 30 auf zehn Grad, im August rühmt Ropeter Bremen als heißeste Stadt Europas.
Vom Bürgermeister Johann Heißenbüttel liest man, dass er sein Amt niederlegt. Er möchte wieder den Maurerberuf ausüben und der Landwirtschaft gerecht werden. Dabei hat doch Heißenbüttel aus dem großen Defizit in der Gemeindekasse ein Guthaben gemacht und dank ihm hat Sandhausen eine eigene Feuerwehr mit Motorspritze. Diese bestand am 3. August 1938 ihre “Feuerprobe”. Hinter dem Anwesen von Heinrich Wellbrock war ein Moorbrand ausgebrochen. Als 1939 auch bei Rahmeyer “Halbtagsschule” angesagt war, schrieb dieser: “Und die Seelsorge werden wir wohl dem Pastor überlassen müssen.” Im Jahre 1951 klebt ein erstes Foto in der Chronik, Gustav von Oehsen ist sogar mit drauf. Er erinnert sich: “Das Tauziehen haben damals immer die Freißenbütteler gewonnen und im Fußball die Sandhauser.” Bei einem Kreiszeltlager im Wiehengebirge gewann Sandhausen die Lagermeisterschaft. Zur Belohnung gab’s eine halbe Tüte Bonschen. Der achttägige Ausflug kostete übrigens 13,50 Mark.
Theaterstück und Trommelzauber Vor 100 Jahren hatte die Schule 90 Schüler in acht Jahrgängen, heute ist es eine Grundschule mit 60 Schülern. Johannes ist seit 2007 die elfte Schulleiterin. 1955 führte man den Schulgroschen ein. Hohen Besuch gab es am 11. September 1965 mit Karl Ravens. Schüler Manfred Bullwinkel schrieb darüber einen Brief. Tiefer in die Geschichte geht es bei den Feierlichkeiten. Von Oehsen blätterte im ersten Band, der im Kreisarchiv liegt, und hat Anekdoten gefunden, die er in seiner Festrede preisgibt.
Freitag wird ab 11 Uhr mit geladenen Gästen gefeiert; Sonnabend ist ab 14 Uhr jeder willkommen. Für das Programm sorgen die Schulkinder. Es gibt Theaterstücke, Trommelzauber, eine Hüpfburg, Luftballons, Musik und Unterhaltung. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Der Grill wird angeheizt, es gibt Kaffee, Kuchen, Eis und Getränke.
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