Jedes Tier habe seine Aufgabe, betont Merkt. Aber in der modernen Landwirtschaft fallen die kleinen Lebewesen hinten runter. Dadurch werde die Landschaft immer ärmer an Leben. Viele Tierarten und Kräuter stünden inzwischen auf der roten Liste. Das sei ein riesiges Problem, sagt Merkt. Die Vernetzung der verschiedenen Lebensräume untereinander sei zusammengebrochen. Merkt erklärt, dass bei den heutigen Maschinen viele Blütenpflanzen keine Chance haben. Alles gehe zu schnell. Und so hätten heutzutage die Imker in der Stadt größere Honig-Erträge als die auf dem Land, fügt er hinzu. Anders sei das in der Demeter Gemüsegärtnerei Kronacker, betont Merkt. Die Hecken würden in Schuss gehalten, es gebe Rand- und Blühstreifen für Blütenpflanzen und Wildkräuter. Baumreihen und Grasstreifen lockern die Felder auf. Nicht ohne Grund. Merkt: „Wir versuchen, dass zu jedem Schädling auch ein Gegenspieler (ein Nützling) da ist.“ Ein Beispiel, das jeder Gartenbesitzer kennt, sind die Marienkäfer und deren Larven, die Blattläuse zum Fressen gern haben. Manches Mal sei der Kampf gegen die Schädlinge aber auch eine Sisyphusarbeit, etwa wenn auf dem Nachbarfeld Raps angebaut und geerntet werde. Der Käfer, der zuvor auf dem Rapsfeld war, sucht neue Nahrung. Merkt schützt seinen Kohl dann mit Netzen. Um die Gegenspieler des Käfers anzulocken stehen aber auch jede Menge Insektenhotels auf dem Gelände. Und immer blühe etwas.
Konkurrenz durch Bio-Supermärkte
Wichtig ist Merkt auch, die Fruchtfolge einzuhalten. So bliebe die Vielfalt der Lebensräume bestehen. Der Boden erhole sich. An den blühenden Pflanzen erfreuen sich auch die Leinegänse, die Merkt züchtet. Sie galten Ende der 1960er-Jahre als ausgestorben, bis ein Agraringenieur die Tiere zufällig fand. Heute gibt es 130 Paare.
Dieses Jahr sind sämtliche Gemüsesorten später dran, die Kürbisse beispielsweise gibt es erst ab Mitte Oktober. Angebaut wird bei Kronacker der Hokkaido und der Butternut. 40 Gemüsesorten baut die Gärtnerei auf rund fünf Hektar an. Der Wettbewerb hat sich verschärft, es gibt immer mehr Bio-Supermärkte. Großbetriebe betreiben Anbau im großen Stil, bauen auf 50 Hektar vier Kulturen an. Merkt: „Die können viel rationeller arbeiten und günstige Preise anbieten. Da haben wir gut zu kämpfen, um da mitzuhalten.“ Aus der Bio-Ware ist ein hart umkämpfter Markt geworden. Dauerte die Umstellung zum Biobetrieb früher sieben Jahre, darf man heute nach drei Jahren von Biogemüse sprechen. Rainer Merkt bedauert die Entwicklung: „Die Kleinbetriebe, die das Biogeschäft aufgebaut haben, verschwinden nach und nach.“ Und dabei ist der Verdienst der geringste Grund Biogemüse anzubauen, meint Merkt. Er selbst macht es aus Überzeugung: „Uns würde es ohne die Direktvermarktung auch nicht mehr geben.“
Vermerk:
Sie möchten gerne ein Abzug von einem Foto? Kein Problem, nutzen sie bitte mein Kontaktformular.
Schreibe einen Kommentar