Hambergen. Gemeinschaftsabend einmal anders: Die Guttempler-Gemeinschaft aus Hambergen hatte sich Georg Maas vom „Weißen Ring“ eingeladen. Der weiße Ring hilft Opfern von Kriminalität und Gewalt, Maas erzählte von der Entstehung und Arbeit der Organisation, teilte den Zuhörern seine Erfahrungen mit, verteilte Infomaterial und hatte die neuesten Zahlen der Kriminalität dabei.
„Wenn alle den Verbrecher jagen, wer bleibt dann eigentlich beim Opfer“, hieß es plakativ, doch die Frage war schnell beantwortet: Der weiße Ring. „Die Anzahl der Delikte steigt von Tag zu Tag, morgen kann jemand von uns betroffen sein.“ Maas zog geübt die Aufmerksamkeit auf sich. Er spricht von Schwerstkriminalität nicht von „Äpfel klauen“ und diese sei grausam, brutal und unberechenbar.
30 Prozent aller Taten seien sexuelle Delikte, es folgen Körperverletzung, Raub und Diebstahl. Allen gemein ist, dass die jeweiligen Opfer traumatisiert zurück bleiben. Laut Maas entstehen Ängste, Einbrüche beispielsweise haben unheimliche Auswirkungen: „Das betrifft wirklich jeden. Das Opfer ist traumatisiert und muss sich dafür nicht schämen.“ Meist treffen diese Ängste gar nicht direkt nach der Tat auf, sondern wenn sich sozusagen die erste Aufregung legt. Der weiße Ring rät daher immer einen Psychotherapeuten oder Arzt aufzusuchen. Der weiße Ring hilft sofort, niemand wird allein gelassen, es gibt keine langen Entscheidungswege, erklärt Maas. Selbst finanzielle Hilfe sei sofort möglich, wenn beispielsweise nach einem Überfall kein Geld mehr vorhanden sei.
Natürlich wüssten Gewaltopfer auch nicht, was nach einem Überfall zu tun ist. Ein Anruf beim weißen Ring reicht aus. „Alle Opfer bekommen eine kostenlose Erstberatung und werden über ihre Rechte informiert“, verspricht Maas. Um dieses „Opferschutzrecht“ erreicht zu haben, leisteten die Mitglieder des weißen Rings jede Menge Lobbyarbeit. Maas ist stolz: „Wir werden mittlerweile gefragt, leisten gute Arbeit und haben einen guten Ruf.“
Forderungen hat die Organisation ebenfalls. Opferentschädigungsgesetz und Opferanwalt auf Staatskosten lauten die Schlagworte. Georg Maas ist seit fünf Jahren beim weißen Ring und leitet die Außenstelle in Osterholz. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern leistet er Beistand nach Verbrechen, betreut persönlich, hilft beim Umgang mit Behörden und begleitet die Opfer bei schweren Gängen zur Polizei, Staatsanwaltschaft und zum Gericht. Maas: „Da muss man richtig gut verpackt sein, das ist oft richtig hart.“ Die Mitarbeiter des weißen Rings erhalten dazu eine Ausbildung, vermitteln oft an andere Hilfsorganisationen. Maas: „Die Opfer sollen fachmännische Hilfe bekommen. Wir stochern nicht im Nebel.“ Mitarbeiter seien übrigens willkommen, insbesondere eine junge Dame wird für das Osterholzer Team gesucht.
Die Anregung zur Gründung des weißen Rings kam von Eduard Zimmermann, bekannt aus „Aktenzeichen XY ungelöst“. Für Drehgenehmigungen beim Nachstellen der Verbrechen hat er laut Maas viel Trauer und Verzweiflung kennen gelernt und beschlossen: „Wir müssen etwas für die Opfer tun.“ Maas fügt an: „Bei Gerichtsverhandlungen sitzen beim Täter drei Rechtsanwälte, das Opfer ist ganz allein.“ Gegründet wurde der weiße Ring 1976 und hat mittlerweile bundesweit 53 000 Mitglieder und ein flächendeckendes Netz mit 3000 Mitarbeitern aufgebaut. Maas: „Wir sind ein stiller Verein, machen keine aggressive Werbung.“ Der Kontakt ist schnell hergestellt, ein kostenfreies Opfer-Telefon ist unter 11 60 06 erreichbar.
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