Nabu wirbt für “Artenvielfalt statt Einfalt”

Uwe Baumert sprach mit Hambergens Naturschützern über Torfabbau und über Maisanbau für Biogasanlagen
Mit den Themen Torfabbau und Biogasanlagen kennt sich der stellvertretende Landesvorsitzende des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) Uwe Baumert bestens aus. Zu beiden Themen sitzt der Fachmann in Regierungskommissionen, Ausschüssen und Arbeitskreisen. Gern nahm er die Einladung der Nabu-Ortsgruppe Hambergen an, sie über beides zu informieren. Jede Menge Grafiken und Bilder hatte er dabei. Das machte die Themen verständlich und lockerte den Vortrag bei der Jahreshauptversammlung auf.
Hambergen. Beim Torfabbau konnte der stellvertretende Nabu-Landesvorsitzende Uwe Baumert auf eine neue Entwicklung in der Region hinweisen. Er erinnerte an die Pläne der Landesregierung, Abbauflächen im Günnemoor auszuweisen – und dass dies nun wohl nicht mehr passieren werde. “Das ist der heutige Stand, aber Widerstand wird kommen”, war sich Baumert sicher.

Im Huvenhoopsmoor dagegen ist ein verbindlicher Plan zum Torfabbau festgelegt. Dort steht auch der Nabu zum Torfabbau. Baumert: “Wir wollen für alle ein verlässlicher Partner sein. Es ist immer ein Geben und Nehmen mit der Landwirtschaft.” Baumert sagte aber auch, dass es oft Krokodilstränen sind, die dabei geweint werden, denn die Grundsatzaussage stehe: “Wer Torfabbau verhindern will, der verkaufe nicht. Wegen Torfabbau kann keiner enteignet werden.” Augenmaß bewahren muss man laut Baumert langsam bei den Biogasanlagen. Bereits heute werde auf 50 Prozent der Ackerflächen Mais angebaut. “Eine ganze Region leidet; trotz Maislabyrinthe ist der Spaßfaktor nicht mehr extrem hoch.” Den Wunsch nach neuen Pflanzenschutzmitteln, um den Mais vor Maiszünsler und Maiswurzelbohrer zu schützen, sei größter Quatsch. Baumert: “Wir brauchen lediglich eine vernünftige Fruchtfolge.” Denn zwei Generationen überlebten die Schädlinge nicht. “Höchstens auf Maisstoppeln”, wusste Baumert und zeigt kopfschüttelnd Bilder von Ackerflächen mit eben diesen Ernteresten.

Leiden unter dem Mais muss die Artenvielfalt. Baumert: “Die Wiesenweihe sehen wir dieses Jahr hier wohl gar nicht mehr.” 2002 hatte Baumert noch elf Brutpaare gezählt, in den vergangenen zwei Jahren keines. Das Rebhuhn meidet den Mais, Storch und Schleiereule fänden kein Futter, der Kiebitz keinen Lebensraum; er ist mittlerweile sogar eine bedrohte Art. In den 1990ern war er noch ein Allerweltsvogel.

Ans Energiesparen denken

Dem Schwarzwild geht es dagegen gut, ab 40 Prozent Mais wächst die Population kräftig. Die Landwirtschaft konzentriert sich auf Mais, baut diesen gar in Mooren an. Das allerdings ist kontraproduktiv, weiß Baumert, jede so erzeugte Kilowattstunde belaste die Umwelt mit 700 bis 800 Gramm Kohlendioxid. Da könne man gleich ein Kohlekraftwerk betreiben. Nichtsdestotrotz begrüße der Nabu die Förderung nachwachsender Rohstoffe. Aber nicht zu jedem Preis. Baumert stellte das “Zehn-Punkte-Papier Biogas” des Nabu vor. Artenvielfalt statt Einfalt heißt die Lösung. Wildpflanzen wären eine Alternative. Zwar erwirtschaftet man aus ihnen nur 70 Prozent gegenüber dem Mais, dafür fällt aber kaum ein Wirtschaften an, man steckt kaum was rein. Baumert: “Wir müssen über Alternativen nachdenken und brauchen einen Energiepflanzenmix.” Das angeschobene Projekt dazu läuft auch glänzend, wusste er: “Anfragen nach Saatgut können nicht mehr befriedigt werden.”

“Da geht einem das Herz als Naturschützer auf”, führte Baumert an und weitere Projekte wie “Farbe aufs Feld” und “Bunte Felder” auf. Baumerts Schlusswort lautete: “Es geht nur miteinander. Ich bin überzeugt, dass wir den Mais zurückdrängen können. Wir sollten aber auch immer daran denken, Energie zu sparen.”

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