Dem Zauber der Kraniche verfallen

NABU Hambergen besucht Tausende von Göttervögeln im Günnemoor / Nächste Exkursion Sonntag
Vollersode. “Ist das nicht traumhaft schön?” Diese Bemerkung ging am Sonntagabend vielen Leuten leicht über die Lippen. Aus gutem Grund. Der Naturschutzbund Hambergen (NABU) hatte zu seiner ersten Kranichführung in diesem Herbst ins Günnemoor eingeladen. Die Voraussetzungen waren wie geschaffen dafür. Es herrschte eine klare Sicht, und die Sonne tauchte die Szene in ein wunderschönes Orange. Auch die “Göttervögel” spielten mit und flogen zahlreich aus allen Richtungen ein. “Rund 2500 Kraniche habe ich hier vorige Woche gesehen”, hatte Heiko Ilchmann noch bei der Einführung auf dem Gelände vom Hofladen Lütjen in Verlüßmoor gesagt und ähnlich viele Vögel den Teilnehmern versprochen. Letztlich waren es fast drei Mal so viele, die zwischen 18 und 19 Uhr ihren Schlafplatz im Günnemoor aufsuchten. Vielleicht lockten die vielen Zuschauer sie an. Denn auch von ihnen gab es so viele wie lange nicht im Günnemoor. Die Zahl ging locker in den dreistelligen Bereich und durch alle Altersklassen.

Eine Stunde vorher startete die Exkursion mit Heiko Ilchmann, der fast alle Fragen um den großen Vogel beantworten konnte. Viele Teilnehmer wollten wissen, warum die Zahl der Vögel in den vergangenen Jahren so gestiegen sei. Eine große Rolle spielt dabei die Klimaveränderung aber auch der “gedeckte Tisch”, der den Kranichen vorgesetzt wird. Die Monokultur “Mais” für viele ein Ärgernis, ist für den über einen Meter großen Vogel ein Schlaraffenland.

Dabei isst der Kranich nicht ausschließlich Mais. Ilchmann: “Der Kranich ist ein Nahrungskünstler. Er ernährt sich pflanzlich und tierisch, kann bis zur Mausgröße alles verputzen.” Die Renaturierung der Moore ist ein weiterer Aspekt im Teufelsmoor vorbeizuschauen. So kann der Vogel in Ruhe schlafen, steht im Wasser geschützt vor Füchsen und Wildschweinen. Mittlerweile bleiben auch einige Kraniche über Winter im Günnemoor, berichtete Ilchmann. Sie bauen zur Balz im Frühjahr gern ihr Nest als “Insel” in feuchten Gebieten.

Ins Winterquartier fliegen die Kraniche im Verband, wie auch zu den Schlafplätzen. Es waren ganze Schwärme die ins Günnemoor einflogen. Ilchmann: “Viele fliegen gar nicht mehr ganz nach Afrika, sondern bleiben schon in Südfrankreich oder in Spanien hängen. Besonders beliebt ist die Region Extremadura, dort überwintern zirka 80000 Kraniche. Die Korkeichen dort bieten ihnen einen reich gedeckten Tisch.” Die ersten Blicke gen Himmel trafen lediglich auf Graugänse, die aber eindeutig von den Kranichen zu unterscheiden waren: Es fehlten die langen Beine der Kraniche und deren kräftige Rufe, die wie ein Hupkonzert von tausend Trompeten klangen (Grönemeyer lässt grüßen). Dieses Konzert hält übrigens mehrere Stunden an. Ruhig wird es erst, wenn alle Vögel ihren Schlafplatz gefunden haben. Die meisten Beobachter sind dann längst gegangen.

Als zweiter “Kranichfachmann” entpuppte sich bei der Exkursion Kurt Schabacher, der häufiger Kraniche beobachtet, tagsüber auf den Feldern beim Fressen und auch abends beim Einfliegen. Im Huvenhoopsmoor wie auch im Günnemoor. Schabacher: “Hier ist es eindrucksvoller, die Kraniche kommen dichter an einen ran und lassen sich auch nicht stören. Heute sind das schon deutlich über 5000, vor zehn Jahren sind wir hier mit wenigen Hundert angefangen. Das ist einfach beeindruckend, im Huvenhoopsmoor dagegen ist es bequemer.” Kranichbeobachtung ist in; viele Leute kommen, gucken und staunen. Ilchmann hat ein paar Verhaltenstipps: “Das wichtigste ist die Fluchtdistanz von 300 Metern einzuhalten, sonst fliegen die Kraniche auf und das kostet die Vögel jede Menge Energie. Man sollte auf den Wegen bleiben und die Felder nicht betreten.” Von Vorteil ist laut Ilchmann auch unauffällige Kleidung. Schnelle Bewegungen sind zu vermeiden. Wer Fotos macht sollte sich vorher vergewissern, dass der Blitz ausgeschaltet ist. Erstens bringt er auf die Entfernung nichts und zweitens schreckt er die Vögel auf.

Mit Heiko Ilchmann und dem NABU geht es übrigens am nächsten Sonntag, 30. Oktober, wieder zu den Kranichen. Treffpunkt ist am Hofladen Lütjen. Allerdings geht es wegen der dann bereits erfolgten Zeitumstellung eine Stunde früher los, also um 16 Uhr. Um Anmeldung wird gebeten (Telefon 04793 / 3782). Ob das Wetter wieder so perfekt mitspielt, ist natürlich fraglich. Denn selbst Ilchmann meinte: “Das ist ja fast schon kitschig heute.”

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