Axstedt. Karin Baum sagt heut Tschüss. Seit 37 Jahren betreibt Karin Baum in der Schulstraße in Axstedt ihren Friseursalon, seit 46 Jahren schneidet sie insgesamt Haare. Heute Vormittag gibt es die letzten Termine für einen flotten Schnitt, dann kommt nur noch die Familie unter die Schere. So viele Jahre als Friseur, da gibt es natürlich hunderte von tollen Geschichten zu erzählen. Nicht bei Karin Baum: „Ich habe doch meine Schweigepflicht.“
Am jetzigen Standort ist Karin Baum mit ihrem Familiensalon seit 1981, zog quasi von schräg gegenüber, dem Elternhaus ihres Ehemannes Jürgen Baum hier her. Vor der Eröffnung arbeitete die gebürtige Hambergerin in Lübberstedt und als ihre damalige Chefin die Meisterprüfung machte, sagte sie sich: „Das kann ich auch.“
Arbeitet gab es von da an jede Menge. „Ich habe immer gut zu tun gehabt“ fügte Baum an. Seit zwei Jahren ist sie ganz alleine in ihrem Salon tätig, ihre mehr als 30 Jahre treu an ihrer Seite kämpfende Mitarbeiterin zog der Liebe wegen weg. Karin Baum: „Das war zu viel. Das hält man nicht lange aus.“ Es gibt zu viel zu tun, „ruhig sitzt hier keiner bei mir, also was ich heute schon wieder alles gehört habe.“
Mit ihrem Friseursalon war Karin Baum mit „Schnack“ gut ausgestattet, obwohl die neuesten Nachrichten brachte immer Ehemann Jürgen mit ins Geschäft. Beim Haare schneiden hörte sie auch oft alte Kamellen und manche Geschichten wiederholten sich jahrelang. Anekdoten gibt es viele, sie sind Karin Baum nur schwer zu entlocken. Im Gedächtnis ist ihr eine Kundin geblieben, die darauf bestand, dass der Spiegel verhangen wird: „Die wollte sich nicht im Spiegel sehen. Das war schon merkwürdig, ich als Friseur brauche den Spiegel ja auch. Zurück kam die jedenfalls nicht, dann war sie wohl zufrieden.“
Kindern, den das Haare schneiden ja so weh tut, bestach sie mit Schokolade. Ein Knirps hat von seiner Mama richtigen Ärger vor der Tür bekommen. Nach einer leckeren Tafel Schokolade war für die Zukunft schneiden ohne Geheul angesagt. Weitere Geschichten? Karin Baum: „Eigentlich haben wir immer alles gut hingekriegt. Hier sind keine Ohren runter gekommen.“
Die Kunden von Karin Baum sind treue Seelen, manche reisen seit vielen Jahren aus Bremen und Bremerhaven an. Viele haben ob der Geschäftsschließung schon gemeckert, ob sie nicht wenigstens einen Tag im Monat aufmachen könne. Aber eigentlich mache sie ja schon viel zu viel: „Ich ärgere mich richtig, dass ich für Sonnabend noch Termine angenommen habe. Aber so bin ich eben, immer pflichtbewusst.“
Ab Montag soll dann die Familie im Mittelpunkt stehen, die sei bis jetzt immer zu kurz gekommen. Konkurrenz gibt es von Baum ihrer Harley. Seit 2003 besitzt Karin Baum ihr Motorrad, im letzten Jahr gab es zwei Fahrten, eine zum Tanken und eine zum TÜV. Das soll mehr werden: „Ich will jetzt was erleben.“ Im Garten zu Hause steht auch schon ein Strandkorb der auf geruhsame Stunden mit Karin Baum wartet.
Karin Baum selbst behält im Gegensatz zu ihren Kunden ihren eigenen Friseur. Sie kann sich zwar auch selbst die Haare schneiden, aber ganz zufrieden ist sie dann nicht: „Ich kann die aber so hintüddeln, das niemand etwas merkt.“ Geholfen im Geschäft hat über die Jahre natürlich die Familie. Baums Tochter Wiebke Lange erinnert sich: „Einmal war das im Laden so voll, da hat Mama mich vom Tennisplatz weggeholt, damit ich Lockenwickler sortieren kann.“ Jürgen Baum meint: „Handtücher kann ich im Schlaf zusammen nehmen.“
Vermissen wird Karin Baum die Herren: „Die sind so unkompliziert. Das macht Spaß wenn es richtig voll ist.“ Mehr ist der 61jährigen nicht zu entlocken: „Das sind doch alles Geheimnisse, das darf ich nicht erzählten. Aber erlebt habe ich schon viel.“ Kein Geheimnis dagegen ist, das Karin Baum heute einen ausgibt. Zum Abschied lädt sie mit ihrer Familie zu Kaffee, Kuchen und Sekt. Um 15 Uhr geht’s los, in der Schulstraße 2 in Axstedt.
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