Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt will vom Land geänderte Rahmenbedingungen / Tagung in Wallhöfen
Die Altersstruktur der Gesellschaft ändert sich. Die Älteren werden mehr, die Jüngeren weniger. In diesem demografischen Wandel und seinen Folgen sieht der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt seine Herausforderung für die Zukunft.
Landkreis Osterholz. In der Politik müsse sich ordentlich was ändern. In diesem Punkt waren sich der Vorsitzende des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Hermann Bohling und die Vorsitzende des Bezirksverbandes Kerstin Tack einig. Tack wie Bohling berichteten bei der Kreiskonferenz der Awo im Schützenhof in Wallhöfen den rund 60 Teilnehmern von ihrer Arbeit und den damit verbundenen Schwierigkeiten.
AWO hilft bei Wohnberatung
Bohling bezeichnete politische Entscheidungen als Knüppel zwischen den Beinen: „EU, Bund und Länder sorgen dafür, dass man sich schwer tut, sich zu engagieren. Ging es im vergangenen Jahr um den Ausschank, beschäftigt uns heute das Thema Sepa.“ Verkauft werde das unter dem Deckmantel der Entbürokratisierung und Globalisierung, zu leiden haben Vereine und Verbände, führte Bohling aus. Laut Bohling müsse die Politik sowieso mehr für das Ehrenamt machen, ein Kündigungsschutz müsse her ebenso wie eine Quote für die Arbeitgeber zur Pflicht von Ehrenamtlichen. Sie seien in vielen Betrieben nicht mehr erwünscht, daher gebe es beispielsweise kaum noch Feuerwehrleute, glaubt Bohling. Weiter ging Bohling auf den Kreisverband selbst ein. Man müsse runterkommen von der Meinung, die Awo sei ein Altenverein. Flyer wurden erstellt, die Mitgliederwerbung verbessert. Bohling erläuterte das Motto: „Wir sind offen für Neues und Neue.“ Ein toller Erfolg war die Veranstaltung „Leuchte der Awo“ und auch die Aktion „Urlaub ohne Koffer“ läuft sehr gut, führte der Vorsitzende aus. Bohling erinnerte an zahlreiche Informationsveranstaltungen, Messen und Seminarangebote.
„Wir hoffen und kämpfen, um unsere gute Arbeit am Markt halten zu können“, meinte Kerstin Tack zu Beginn ihres Referats. Der Bezirksverband Hannover machte 2011 ein Minus von vier Millionen Euro, und es stehe die Frage im Raum, ob er seine Unternehmen halten könne oder Insolvenz anmelden müsse. Der Grund der Schieflage ist bekannt. Tack: „Die Awo ist sehr stolz darauf als einziger Verband der Wohlfahrtspflege, seine Beschäftigten nach Tarif zu bezahlen. Das kriegen wir aufgrund der Pflegesätze nicht refinanziert. Wir sind aber nicht bereit wie die Kirche oder das Rote Kreuz unterhalb des Tarifes zu gehen.“ Es soll Druck auf die Landesregierung ausgeübt, Rahmenbedingungen sollen eingefordert werden. Die Forderungen sind laut Tack: „Betreuung statt Massenhaltung. Mit kleinen Gruppen und guten Fachkräften die Qualität zu steigern. Eine Refinanzierung muss möglich sein, das ist unser Anspruch und darauf sind wir stolz.“ Tack hat auch Vorschläge, wo das Geld herkommen soll. So werden die Reichen immer reicher, müssten sich daher mehr engagieren, mehr beitragen, zum Beispiel mittels einer Vermögenssteuer. Tack: „Damit tut man niemand weh.“ Laut Tack ist die Arbeit am Menschen zu wenig wert, zudem dürfe es keine Unterschiede bei Gesundheit und Pflege geben: „Auch die Menschen mit kleinen Geldbeutel haben viel für die Gesellschaft getan und dürfen nicht fallen gelassen werden.“
Alle Leute, so Tack, haben Angst zum Pflegefall zu werden. Altenheime werden zu Hospizen. Viele gehen erst in die Heime, wenn sie pflegebedürftig sind und wollen so lange wie möglich zu Hause bleiben. Das sei gut und richtig so, sorge aber für Probleme, die man sich nicht leisten könne. Tack: „Wir sagen daher, wir gestalten den Weg mit, aber nicht um jeden Preis.“ Die Älteren werden mehr, die jungen Leute weniger. „Unsere Herausforderung der Zukunft“, meinte die Bezirksverbandvorsitzende.
Der demografische Wandel war zuvor von der Ersten Kreisrätin Heike Schumacher als Thema aufgegriffen worden. Sie verwies auf die Zusammenarbeit des Landkreises mit der Awo beim Musterhaus „Wohnen der Zukunft“. Das Haus sei fast fertig, Infotafeln und Flyer werden derzeit erstellt. Die Awo hat sich der Wohnberatung angenommen. Schumacher: „Das passt wunderbar zusammen.“
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