Schweinemäster und Ferkelzüchter trafen sich zur Mitgliederversammlung in Bokel Bokel. Rund 50 Landwirte besuchten am Dienstag gleich zwei Jahreshauptversammlungen in der Gaststätte Gerdau in Bokel. Obendrauf bekamen sie noch Tipps vom selbstständigen Unternehmensberater Clemens-August Grote. Die Mitglieder eingeladen hatte die Hansa Erzeugergemeinschaft für Qualitätsferkel des Kreises Cuxhaven und der Erzeugerring für Schweine und Rinder im Landkreis Cuxhaven. Grotes Thema lautete “Optimierung der Arbeitsorganisation in der Praxis für den Betriebsleiter und Mitarbeiter”. Der Start in die fast dreistündige Veranstaltung gehörte Jürgen Dieckmann, Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft. Dieckmann hakte seine Tagesordnungspunkte in 20 Minuten ab und berichtete von einem mäßigen Jahresverlauf. Sorgen machen insbesondere die Futterpreise, die im Moment nur nach oben klettern. Die Vermarktung sei von der Gesundheit der Tiere geprägt gewesen, hier müsse auch weiter beraten werden. Dieckmann sprach strengere Maßstäbe und zukünftige Handelsauflagen ab 2013 an. Dieckmann: “Das Kastrationsverbot steht im Raum. Es ist allerdings nicht nur eine weitere Auflage, sondern hat auch einen Nutzen. Die Tiere danken es uns wegen weniger Schmerzen.” Ungewohnt stabile Preise Ein Vorteil für alle sei es laut Dieckmann gewesen, dass die Preise gleichmäßig blieben: “Das sind wir eigentlich nicht gewohnt. Die Mäster sind zuverlässige Abnehmer.” Dieckmann mahnt Qualität an, um wettbewerbsfähig zu bleiben, insbesondere gegenüber der Konkurrenz aus Dänemark und den Niederlanden. Die Bilanz der Hansa bezeichnete Dieckmann als ganz beachtlich – es gab einen Jahresüberschuss von 31 000 Euro. Zahlen hatte auch Ferdinand Lüken-Klaßen, Geschäftsführer des Erzeugerrings dabei. Negativ fiel ihm der Minusrekord an Teilnehmern auf. Lüken-Klaßen: “Wir mussten auch schon mal Tische nachstellen.” Eine Erklärung lieferte er gleich mit, sei doch die Anzahl der Ferkelerzeuger von 440 Ende der 80er Jahre auf heute rund 70 im Milchland Cuxhaven gesunken. Im Geschäftsbericht stand am Ende trotzdem noch ein Überschuss von 4700 Euro, obwohl laut Lüken-Klaßen die Schweine gehörig unter Druck standen: “Der Preis war nicht hoch genug.” Zukunftssorgen hat der Geschäftsführer wegen der Eiweiß- und Getreidemärkte, Spekulanten seien derzeit bei Rohstoffen aktiv. Lüken-Klaßen mahnte Werbung und Aufklärung für Veredelungsbetriebe an, alles werde negativ gesehen. Lüken-Klaßen wusste aber auch Positives zu berichten: “Die Schlachthöfe sind nicht voll ausgelastet, wir haben also Wettbewerb. Die Preise steigen derzeit. Wegen der Schmackhaftigkeit des Schweinefleisches stehen wir nicht auf der schlechtesten Seite.” Lüken-Klaßen erinnerte, dass Putenwurst beispielsweise aus diesem Grund 50 Prozent Schweinefleisch beigesetzt wird. Auch die Schlachtgewichte steigen leicht, allerdings würden dann wiederum auch weniger Ferkel benötigt. Der Vorsitzende des Erzeugerrings Adolf Ahrens fasste die Worte seines Geschäftsführers zusammen: “Der Schweinemarkt bleibt spannend. Höhere Futterpreise werden für die Mäster nicht zum Problem, wenn die Preise für das Fleisch stimmen.” Der dritte offizielle Teil der Versammlung gehörte Clemens-August Grote mit seinem Vortrag zur Optimierung der Arbeitsorganisation. Auch Grote sah ein Lobbyproblem, eine Weiterentwicklung und Vergrößerung der Betriebe wird in der Öffentlichkeit nicht anerkannt, es gebe auch zu wenig Fachkräfte für diesen interessanten Beruf. Grote: “Die größten Kostenfaktoren sind Zeit und Arbeit, messbar an der Zahl verkaufter Ferkel, auch je Arbeitskraft. Je größer die Anlage, desto geringer die Zeiten und Lohnkosten je Sau.” Laut Grote müsse man den Aufwand messen und dokumentieren, ihn analysieren, um ihn zu verbessern. Eine Vereinfachung, Routine müsse das Ziel sein. Dazu helfen Arbeitspläne und Checklisten. Grote: “Sie müssen systematisch arbeiten und vielleicht auch verschiedene Bereiche auslagern.” Optimiert werden sollten Gesundheitsprogramme. Grote: “Ist das Tier gesund, ist der Aufwand geringer.” Der freie Berater empfiehlt einen ruhigen Umgang mit den Tieren: “Keine Hektik im Stall verbreiten und mit Musik und Stimme arbeiten.”
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