KGS-Schüler stellten ihre Fremdsprachenkenntnisse in Postagentur, Polizeistation und Restaurants unter Beweis
Hambergen. Sprachunterricht mal ganz anders bekamen die Schüler des achten Jahrgangs der Kooperativen Gesamtschule Hambergen. Die Lehrer um Yvonne Stahl (Fachbereichsleitung Fremdsprachen) hatten ein Sprachendorf im Flur aufgebaut. Und in diesem Dorf wurde kein Deutsch gesprochen. Für die Schüler kein großes Problem. Schließlich hatten sie gerade erst ihre Studienfahrt nach Spanien, England oder Frankreich gemeistert. 20 Kollegen waren mit dem Dorfprojekt betraut. Stahl war überrascht, was für eine tolle Kulisse sie geschaffen hatten. Damit nicht genug: Die Lehrer waren auch an den einzelnen Ständen dabei und bewerten die Gespräche der Schüler, die in Teams verschiedene Rollen übernahmen. Die Mädchen und Jungen suchten sich ihre Stationen selbst aus, die Zahl der Stationen hing vom Schulzweig ab, den sie besuchen. Stahl: “Uns ist wichtig, dass die Situationen authentisch rüberkommen und die Schüler Redewendungen nutzen.”
Austauschschüler mischten mit
Die Sprachsituationen sind kein Neuland, wurden im Vorfeld im Unterricht wiederholt. Zur Vorbereitung der Gespräche waren “practice rooms” eingerichtet, Wörterbücher konnten und sollten dort benutzt werden, die Schüler durften sich Notizen machen und das Gespräch üben. Am Stand ging es in die Vollen: Sprachgebrauch, Betonung und Tempo wurden genauso benotet wie das Rollenspiel und die Interaktion. Die Gesamtwertung floss dann zu 50 Prozent in die mündliche Note ein.
Das war der Knackpunkt der ganzen Geschichte. Diese Wertung kam bei den Schülern sowohl positiv wie negativ an. Eric Bülter, der mit Isabelle Jürgens ins Restaurant “The blue dragon” ging, hatte einen guten Tipp: “Da die Gespräche zu 50 Prozent die Note bestimmen, sollte man sich anstrengen.” Ihm machte das zumindest Spaß. Das bestätigten auch Bjarne Mehrtens und Dario Beck. Dario fügte hinzu: “Ist mal was ganz anderes als normaler Unterricht.” Die meisten Pärchen entschieden sich zuerst für englische Dialoge. Heiß begehrt waren “Sam’s Sportshop” und der “shoeshop”. Nichts los war im “post office” und am französischen Fahrkartenschalter. Auch die spanische Mode kam zu Beginn nicht an. Englisch ist vertrauter, erst einmal mit dem Leichteren anfangen, hieß es oft als Begründung. Keine Berührungsängste hatten Katharina Kay und Lea Turbanisch, sie trauten sich gleich auf den französischen Marktplatz. Katharina Kay fand das Dorf anstrengend, man müsse viele Dialoge üben. Lea ergänzte: “Man muss viel auswendig lernen.” “Besser als eine Klassenarbeit”, meinte hingegen Marisa Rönner zum Sprachendorf und fand es auch gut, dass es solch einen hohen Stellenwert hat. Ihr Gesprächspartner Tom Oeltjenbruns dagegen fand genau das als ungerecht. 50 Prozent seien zu viel. Gleicher Meinung war Michelle Schumacher, ihr kam das auch zu plötzlich, Mitte des Schuljahres wäre es besser geworden. “Macht aber trotzdem Spaß”, meinte ihre Partnerin Tina Monsees. “Besser als Unterricht”, war die Meinung von Ajoscha Thiermann.
Doch Unterricht war es ja trotzdem. Und wenn das nicht so empfunden wurde, sei das der beste Unterricht, fügte Yvonne Stahl an. Die Gesprächssituationen waren vorgegeben: beim Polizisten war beispielsweise der Diebstahl des Mobiltelefons anzuzeigen, und am Fahrkartenschalter ging es um eine Zugverbindung nach Bremen. Den Schülern blieb aber noch genug Platz für eigene Dialoge. Begrüßung und Verabschiedung gehörten fast immer dazu. Die Leistungen wurden gleich vor Ort besprochen, und auch die Schüler durften zum Ende ihr “Sprachendorf” bewerten.
Das Sprachendorf fand an der Gesamtschule zum zweiten Mal statt, die Zehntklässler feierten im vorigen Jahr Premiere. Es ist eine andere Art von Unterricht. Laut Stahl sei deshalb die Motivation der Schüler höher. Im Dorf herrschte eine authentische Sprachkulisse. Besonders an diesem Vormittag, da sich die Austauschschüler aus Verona unters Volk mischten.
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