So schwach besucht wie seit mehr als 20 Jahren nicht / Moorhof-Aussteller und Gäste dennoch unverdrossen
Augustendorf. Der Handwerker- und Backtag auf dem Historischen Moorhof in Augustendorf hat am Sonntag unter den Dauerregen gelitten. “Solange wir das hier machen, habe ich so etwas noch nicht erlebt”, wusste Margarete Gieschen vom Heimatverein Gnarrenburg, dem Veranstalter. Und das sind immerhin schon mehr als 20 Jahre. Frauke Klemme, die Vorsitzende des Heimatvereins, war unterdessen froh, dass die Leute, die gekommen waren, so gute Laune hatten – und dass man die Aussteller möglichst regengeschützt hatte unterbringen können.
Den Regenschutz genossen allerdings nicht alle Beteiligten uneingeschränkt. Abstriche mussten etwa die beiden Torfstecher Rüdiger und Julian Flathmann machen, die ebenso unter freiem Himmel bleiben mussten wie die mobile Schnapsbrennanlage von Holger Borchers. Dennoch waren Borchers und die Flathmanns ein gern besuchter Anlaufpunkt der gut beschirmten Gäste. Mit 90-prozentigen Schnaps war Klaus Schomaker gestartet, der die Anlage betreute; eine Stunde später zeigte der Dichtemesser 70 Prozent an. Die Temperatur und damit den Brand regelte Schomaker mit der Größe der Holzscheite.
Der Schnapsbrenner war zum ersten Mal auf dem Moorhof dabei; Schomaker erklärte auf Wunsch den Produktionsablauf von der Kartoffel über die Maische bis hin zum Schnaps: “Am Ende läuft ,klares Wasser’ raus.” Probieren war erlaubt, der Fachmann aber wusste schon, wie das schmecken würde: “Es schmeckt gräuselig. Das muss es aber auch. Wer sagt, dass Alkohol schmeckt, der hat generell ein Problem.”
Keine Probleme dagegen gab es bei Karin Nehring, die mit “Omas handgestrickten Strümpfen” im Rauchhaus Unterschlupf gefunden hatte. Ihr spielte das Schietwetter draußen sogar in die Karten.
Das Rauchhaus mit seinen vielen Ausstellungsstücken ist ja ohnehin ein lohnendes Ausflugsziel; am Handwerkertag war es das jetzt aber umso mehr, gab es doch Verstärkung durch den Heimatverein Sottrum. Der hatte seine Spinngruppe um Margret Humberg entsandt. Zu sechst war man vor Ort und zeigte das alte Handwerk. In Sottrum geht die Fertigung weiter: Mit dem gesponnenen Faden wird gewebt und gestrickt. Helmut Kriegel war der Hahn im Korb. Von Beruf gelernter Seiler, war es zum Faden für nur ein kleiner Sprung. Humor bewies er auch: “Zu mir kann man ruhig alter Spinner sagen, es stimmt ja.” Unterm Sonnenschirm hatten “De Speelkrommokers” Schutz vor dem Regen gesucht. Ursel und Klaus Ehlers zeigten Spielsachen von früher: Weidenpfeifen, Springböcke und Pechkröten waren damals angesagt und jetzt bei Ehlers zu bewundern. Al Baumaterialien verwenden sie unter anderem Knochen, Korken und Pech. Klaus Ehlers zeigte stolz eine Nussmühle, die schon von Gemälden aus dem 15. Jahrhundert bekannt sei. Und siehe da, der Jojo-Vorläufer lief buchstäblich wie am Schnürchen.
Gegenüber vom Spielkrammacher beim Torfkahn war Hobbyimker Herbert von Glahn mit leckerem Honig dabei. Der Augustendorfer hat 20 Bienenvölker. Über sein Hobby sagte von Glahn: “Wir müssen die Bienen betreuen. Das ist in der aufgeräumten Natur heutzutage nötig.” Als Extra zeigte er Brombeere, Faulbaum, Weidenröschen und Giersch: “Die blühen im Moment und sind für die Bienen attraktiv.” Besucher gab es im Laufe des Tages einige, auch wenn Frauke Klemme am Ende von einem Minusrekord sprach. Lieselotte Döscher und Horst Pagel etwa genossen den Tag trotz des Regens: “Wir sind Kummer gewöhnt, wohnen an Wochenenden immer auf dem Campingplatz.” Beide ließen sich den Butterkuchen im Maschinenschuppen schmecken, wollten sich anschließend im Museum umschauen: “Wir sind zum ersten Mal hier, das haben die toll aufgezogen”, meinte Döscher.
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