Quartiersuche für Freunde aus Frankreich

web_anh07556Partnerschaftsverein bereitet sich auf Pfingsten und vielen Gästen aus Villers Saint Paul vor
Mehr Franzosen denn je werden in diesem Jahr über die Pfingsttage in Hambergen erwartet. Der Partnerschaftsverein bereitet derzeit das Treffen vor. Damit auch alle Gäste aus Villers Saint Paul in Frankreich untergebracht werden können, sucht der Verein noch weitere Quartiere.
Hambergen. Deutschland und Frankreich feiern in diesem Jahr ihre Freundschaft zum 50. Jahrestag des Èlysée-Vertrags. Wie solch eine Freundschaft gelebt wird, zeigen viele Bürger aus Hambergen und Villers Saint Paul in Frankreich. Vor über 30 Jahren besuchten sich die Tennisvereine beider Orte gegenseitig. Erwachsen ist daraus eine tolle Erfolgsgeschichte, die Jahr für Jahr um ein neues Kapitel reicher wird. Seit 1998 nehmen weitere Gruppen teil, unter anderem entstand die Schulpartnerschaft der Hamberger Gesamtschule mit der Musikschule in Frankreich.

Schnell kam der Wunsch einer Städtepartnerschaft auf. Udo Flathmann, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins, erinnert sich: „Jeweils vor Ort gründeten sich 1999 die Partnerschaftsvereine und im Jahr 2000 wurden die Partnerschaftsurkunden der Gemeinden unterschrieben.“ Jedes Jahr zu Pfingsten gibt es wechselweise einen Besuch – mit wachsendem Erfolg. In diesem Jahr kommen die Franzosen, so viele wie nie zuvor. Das erfordert weitere Gastgeber: Quartiere werden gesucht.

Gesucht wird eine Unterkunft in erster Linie für Erwachsene, da die Franzosen in diesem Jahr einen Chor mitbringen. Der war vor vier Jahren schon einmal in Hambergen, bat seinerzeit um eine Unterbringung im Hotel. Mittlerweile haben die Mitglieder spitz gekriegt, wie viel Spaß es in einer privaten Unterkunft gibt und möchten nun auch viel lieber in Familien untergebracht werden.

Viel Platz muss dafür gar nicht vorhanden sein, wichtiger ist es, Zeit für die Gäste und Lust auf gemeinsame Aktionen zu haben. Das gegenseitige Kennenlernen steht im Vordergrund und wenn sich daraus ein Gegenbesuch entwickelt, ist auch ein Ziel des Partnerschaftsvereins erfüllt. Jeweils sechs Stunden am Sonnabend und Sonntag stehen für gemeinsame Unternehmungen zur Verfügung. Am Sonnabend gibt es Vergleichswettkämpfe der Judoabteilungen, abends dann ein gemeinsames Konzert des französischen Chores und PopChor’n. Der Besuch ist übrigens öffentlich. Flathmann: „Wir machen nichts geheim. Es ist Wunsch und Ziel dieser Begegnung, dass möglichst viele mitmachen.“

Einmal dabei sei man schnell angesteckt. So wie Hans-Jürgen Beining, der als Spartenleiter der Judoabteilung die Ansteckungsgefahr live miterlebt hat: „Beim Judo sind wir anfangs mit neun Leuten rüber gefahren, heute fahren 40 mit. Ich selbst war schon in vier Familien untergebracht, es gibt da so eine ungeschriebene Regel, dass der Spartenleiter beim Spartenleiter untergebracht wird. Mir hat es immer gut gefallen.“

Mit bestem Beispiel voran geht auch Udo Flathmann, der beim letzten Mal acht Gäste beherbergte. Die Besuchszahlen steigen, wer hinüber fährt, braucht für die Unterkunft nicht zu bezahlen. Viel Platz zu Hause hat auch Familie Monsees aus Vollersode, dort kommt die ganze Familie Michel aus Frankreich unter. Zehn Jahre lang macht Familie Monsees schon beim Austausch mit, sechs Jahre mit der Familie Michel und baute dabei den Kontakt immer weiter aus.

Indra Monsees war schon in den Herbstferien in Frankreich und besuchte dort die Schule, ihre Freundin Athenais Michel revanchierte sich im Sommer. Sprachprobleme gibt es keine. Indra, wie auch ihr Bruder Daniel sprechen französisch und vermitteln im Notfall, denn die Erwachsenen hüben wie drüben können die jeweilige Fremdsprache nicht.

Das „Problem“ kennt auch Familie Schröder. Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, alles durcheinander und zur Not mit Händen und Füßen. Uwe Schröder: „Verstanden haben wir uns immer, sprachlich gibt es keine Schwierigkeiten.“ Man muss sich zu helfen wissen. Die Schröders haben sich ein Vokabelheft gemacht und zur Not wird mit dem Finger darauf gezeigt, was man will oder auf einen Zettel gemalt. Beining fügt an: „Bei Sport und Musik ist die Verständigung einfach, es ist eine internationale Sprache. Vor den Wettkämpfen gibt es ein Bier, damit werden die Sprachbarrieren abgebaut. Mein Gast reagiert sogar schon auf ey du.“

Gelernt wird natürlich auch. Uwe Schröder merkt sich Bitte und Danke. Indra: „Auf Grund des Austausches hat man eine höhere Motivation und mehr Spaß, die Sprache zu sprechen.“ Extra Sprachkurse braucht keiner wegen der Partnerschaft zu besuchen, da sind sich alle einig. „Jetzt können auch die Franzosen grillen“, weiß Beining. Angefangen sind die mit Baustahlgewebe, Holzstämmen und Petroleumlampen. „Ganz Villers Saint Paul litt unter der Qualmdecke“, fügt Beining an.

Für rund 20 Gäste fehlt noch eine Unterkunft. Familie Schröder zeigt wie es geht: Nathalie und Gero räumen ihr Zimmer und wohnen für die Zeit bei Oma und Opa. Spaß haben sie hier wie auch in Frankreich. Nathalie erinnert sich an die Fahrt: „Gero hat sich immer beschwert, wenn der Hahn so früh gekräht hat.“ Etwas Umstellung erfordert der Gegenbesuch. Stefan Monsees: „Man darf in Frankreich keine Genauigkeit erwarten. Eine Stunde Verspätung gilt dort als pünktlich. Zu spät kommen gibt es dort nicht.“

Wer hier Quartier bietet, soll sich nicht groß umstellen, sondern den Gästen das „normale Leben“ zeigen. Flathmann: „Man muss nichts Spezielles machen, das wird nicht erwartet.“ Gemacht wird trotzdem einiges. Die Beteiligten erinnern sich an Wattwanderungen, Besuche im Serengeti-Park oder Universum, Hafenrundfahrten in Hamburg, Ausflüge nach Euro-Disney, Flughäfen und Museen. Für die jetzigen Besucher bieten sich als Nahziel Bremen und Bremerhaven oder das Wattenmeer an.

Uneins sind sich die Teilnehmer, welche Rolle besser gefällt, die des Gastes oder des Gastgebers. Nathalie: „Beides ist schön.“ Indra: „Alles ist schön.“ Für Uwe Schröder ist der Austausch ein kleines Abenteuer, für Stefan Monsees die Fahrt nach Frankreich ein schöner Kurzurlaub. Udo Flathmann fährt lieber rüber: „Hier gibt es viel zu organisieren, dort kann ich genießen.“

Flathmann weiß auch, was solch eine Partnerschaft ausmacht: „Die Begegnungen sind sehr emotional, es gibt viele Tränen beim Abschied, aber auch beim Empfang. Küsschen links, Küsschen rechts gehört dazu und wird, je nachdem wie sehr man sich mag, bis zu vier Mal wiederholt. Das kommt bei den Jungen hier nicht so gut an, ist ungewöhnlich.“ Durch die Städtepartnerschaft haben sich engere Verbindungen und Freundschaften entwickelt, selbst gegenseitige Praktika gab es schon.

Wer Lust und Zeit hat mitzumachen oder gar ein Quartier anbieten kann, meldet sich bei Udo Flathmann unter Telefon 0 47 93 / 95 46 40. Weitere Informationen und jede Menge Bilder aus vergangenen Besuchen gibt es zudem auf der Internetseite des Partnerschaftsvereins unter www.partnerschaftsverein-hambergen.de.

Vermerk:
Sie möchten gerne ein Abzug von einem Foto? Kein Problem, nutzen sie bitte mein Kontaktformular.


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