Unfallwrack als Mahnung

Polizei und Landkreis mit Verkehrsprävention am Rande der Mallorca-Party
Am Wochenende nutzten Polizei und Landkreis die Mallorca-Party in der Stadthalle, um junge Leute zu vorsichtiger Fahrweise zu ermahnen. Dazu stellte die Verkehrswacht ein Unfallwrack.
Osterholz-Scharmbeck. Rückblende: April 2010 in Kirchweyhe. Sechs junge Leute, alle mehr oder weniger angetrunken, sind guter Laune und möchten kurz nach Mitternacht noch schnell in eine Disko. Also rein in den Audi A3. Der Fahrer, 26 Jahre alt, hat 1,4 Promille intus. Mit 107 Stundenkilometer rast er durch die 30er-Zone mitten in Kirchweyhe. Beim Ausweichen vor einem Betonkübel verliert er die Kontrolle und rast ungebremst gegen einen Baum. Drei Jugendliche sterben an der Unfallstelle, nur zwei 16-jährige Mädchen auf den hinteren Plätzen überleben schwer verletzt, dank der schnellen Hilfe der Ersthelfer. Der Fahrer stirbt am nächsten Tag.

“Wenn der überlebt hätte, hätte der sich gleich die Kugel geben können. Wer kann denn damit leben?”, drückte ein junger Mann drastisch die häufige Frage nach dem Überleben des Fahrers aus. An der Stadthalle von Osterholz-Scharmbeck stand am Sonnabendabend das Unfallwrack aus Kirchweyhe, um zu mahnen, mitgebracht von der Verkehrswacht aus Vechta. Die Polizei und der Landkreis Osterholz nahmen in einer gemeinsamen Aktion die Mallorca-Party zum Anlass, um zu sensibilisieren und zu vorsichtiger Fahrweise zu mahnen.

Alkohol, Drogen und Geschwindigkeit sind immer noch die Hauptunfallursachen in der Risikogruppe der 18- bis 24-Jährigen. Allein im Landkreis Osterholz kamen in diesem Jahr zehn Menschen auf den Straßen ums Leben, die Hälfte davon aus der Risikogruppe. Auf einem Fernseher gab es Livebilder von der Rettungsaktion und Aussagen der Zeugen. Eine Ersthelferin meinte: “Uns sind die Menschen so weggestorben und das will ich nun allen vermitteln. Das hätte nicht not tun müssen.” Die Verkehrswacht aus Vechta ist oft mit dem Wagen unterwegs. In Osterholz-Scharmbeck sind Georg Fokken und Peter Flachsenberger vor Ort. Flachsenberger: “Es ist erstaunlich, das vermehrt die Älteren stehen bleiben, während die jungen Leute hier so vorbeimarschieren.” Es gibt auch kritische Stimmen zur Aktion: “Ich will hier feiern und nicht so etwas sehen.”Eine junge Frau meinte: “Wenn ich ehrlich bin, habe ich kein Mitleid mit denen, die besoffen Auto fahren.” Sinnvolle Aufklärung Die Veranstalter dagegen wollen aufzeigen, wohin eine enthemmte Fahrweise nach dem Genuss von Suchtmitteln führen kann. Im Unfallauto war niemand angeschnallt, auf dem Beifahrersitz saßen leichtsinnigerweise sogar zwei Menschen. Fokken berichtet, dass bei einigen Leuten die Tränen fließen, wenn sie den Film und das Auto sehen. Der Verkehrswächter: “Beim Nachfragen erfährt man dann, dass etwas Ähnliches gerade in der Verwandtschaft oder im Freundeskreis passiert ist und sie sich nun erinnern.” Auch Ingo Hölting erinnert sich beim Anblick des Wracks. Er hatte vor 14 Jahren einen schweren Unfall, allerdings nüchtern auf dem Weg zur Arbeit. Drei Monate lag er im Koma. Hölting: “Ich finde gut, dass die so etwas hier machen. Aber wenn die Leute nachher rauskommen, haben sie das schon wieder vergessen. Angetrunken sind das alles kleine Könige und glauben, dass so etwas nur den anderen passiert.” “Jeder Verkehrstote, den wir durch unsere Aktionen verhindern und dessen Familie wir dadurch unendliches Leid ersparen, macht unsere Arbeit sinnvoll”, erklärte Günter Hildebrandt, der Leiter des Einsatz-und Streifendienstes des Polizeikommissariats Osterholz-Scharmbeck. Nicht nur der “Eye-Catcher” vor der Stadthalle war Teil der Prävention am Sonnabend. Rund um die Stadthalle führte die Polizei Kontrollen durch. 120 Fahrzeugführer wurden kontrolliert, 26 davon waren zu rasant unterwegs. Ein Fahrer war sogar deutlich zu schnell und wird demnächst vier Wochen ohne Führerschein zurechtkommen müssen. Alkohol- und Drogentest blieben ohne Befund. Für Einsatzleiter Hildebrandt war die Aktion ein Erfolg: “Polizei und Landkreis werden auch zukünftig intensive Aufklärungsarbeit leisten und zielgerichtete Kontrollen durchführen.”

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